Befinden wir uns in der Situation eines bestimmten äußeren Reizes und einer ungünstigen inneren Haltung, werden wir von Stressreaktionen überrollt. Diese heizen unserem Körper ein, denn wir müssen „Kämpfen oder Fliehen“. Scheinbar überflüssige geistige Funktionen werden unterbunden.
Erachtet unser Gehirn eine Situation als bedrohlich, startet es die Bereitstellung von Noradrenalin, welches die Ausschüttung von Adrenalin, unserem Stresshormon, stimuliert. Hält der stressige Zustand länger als 20 Minuten an, erfolgt zudem die Produktion der Hormone CRH und ATCH, welche wiederum die Freisetzung von Cortisol anregen.
Unsere natürliche Stressreaktion treibt folgende Leistungen in die Höhe:
- Herzfrequenz & Atmung
- Blutdruck
- Muskelanspannung (Ursache von 80% der Rückenschmerzen)
- Reflexe & Tunnelblick
- Blutgerinnung
- Energiebereitstellung
Im Gegenzug werden scheinbar nebensächliche Funktionen zurückgefahren:
- Verdauung
- Wachstum
- Fortpflanzung
- Logisches Denken
Welche Lawine unser Stresspegel ins Rollen bringt?
Heute werden wir im Normalfall durch keinen wilden Tiger bedroht, sondern durch Situationen wie Zeit- und Leistungsdruck, Beziehungskrisen, Lampenfieber oder eine unbändige Informationsflut.
Die körperliche Höchstleistung, welche durch den Stress zur Verfügung gestellt und nicht abgerufen wird, fördert Krankheiten. Die Energiebereitstellung findet ihren Ausdruck mitunter in Aggression. Wir wollen „kämpfen“, da aufgebauter Druck entweichen muss. Alternativ streben wir danach zu „fliehen“ und verfallen in hektischen Aktionismus. Aus diesem Grund kommt es zu intensiven Sprints im Hamsterrad, welche wenig zielführend sind.
Die geistige Leistung, welche wir zur Bewältigung der modernen Stresssituation benötigen, wird durch den Druck unterbunden. Das logische Denken wird runtergefahren, emotionale Überreaktionen und Missverständnisse haben leichtes Spiel.
Folglich leiden Beziehungen, was den Stresslevel weiter erhöht. Ohne einen fokussierten und ruhigen Blick können wir wesentliche Dinge nicht erkennen.
Der Mensch kommuniziert unklar und es fehlt am nötigen Taktgefühl. In Alarmbereitschaft nehmen wir Signale blitzartig als Angriff wahr und reagieren mit einem reflexartigen Konter.
Wer angespannt ist, sendet mit seiner Körpersprache Signale, welche weder Vertrauen wecken noch Souveränität ausstrahlen. Der Mensch wirft sich selbst Steine in den Weg, welche sich unbemerkt zu einer kaum überwindbaren Mauer auftürmen. Der Geist ist zerstreut, fühlt sich getrieben und sieht keinen Moment, um den Teufelskreis zu verlassen. Wertvolle Ressourcen verglühen in unproduktiver Zeit- und Energieverschwendung.
Platon hat bereits 400 v.Chr. erkannt: „Man kann nicht denken, wenn man es eilig hat.“
Wie wir uns unter Stress fühlen, hängt von unseren Gedanken ab. Zur Veranschaulichung stellen Sie sich bitte folgende Situation vor: Sie sind auf dem Weg zur Arbeit und stecken in einem zeitfressenden Stau fest.
Welche Dinge gehen Ihnen durch den Kopf? Denken Sie eher: „Was sind das alles für Idioten?!“
oder „Hilfe, wenn ich zu spät komme, werde ich gewaltigen Ärger bekommen!“ In den seltensten Fällen akzeptieren die Menschen die Situation als gegeben und machen das Beste draus.
Wer es nicht schafft, seinen Stresshaushalt auszugleichen, erhöht sein Risiko auszubrennen. Burnout zeigt sich in einer körperlichen, emotionalen, sozialen und mentalen Erschöpfung. Diese kann sich in unterschiedlichen Phasen abspielen. Anfangs fühlt sich der Mensch unter Strom, ähnlich einem Pulverfass. Er will den Druck abbauen und ist getrieben von Aktionismus. In der zweiten Phase beginnt er zu flüchten und zieht sich zurück. Der Mensch ist gefangen in einem gefährlichen Tunnelblick. In der dritten Stufe fühlt sich der Mensch gelähmt. Er isoliert sich, wird immer passiver und wird anfällig für Süchte.
Um die Lawine gar nicht erst loszutreten ist es entscheidend, sich rechtzeitig zu schützen. Wenn der Stein bereits ins Rollen gekommen ist, gilt es nun angemessen zu Handeln. Im folgenden Abschnitt erfahren Sie, wie dies möglich ist.