In den vergangenen Monaten sahen Sich viele Menschen mit völlig neuartigen Herausforderungen konfrontiert. Bisherige Strategien das Leben zu meistern und einen Ausgleich zu finden, wurden plötzlich entzogen. Unsicherheit, Wut und ein Gefühl von Ohnmacht breiten sich aus. Wie Sie diese stressigen Gefühle wandeln können, erfahren Sie in den folgenden zehn Impulsen.
1. Erkennen Sie die Gegensätze und erlangen Sie Ihr Gleichgewicht
Wer unter Stress steht ist entweder überfordert oder dauerhaft unterfordert. Wenn ein Mensch glaubt eine Herausforderung nicht bewältigen zu können, wird sein persönlicher Alarmzustand aktiviert. Hierfür können bereits kleine Gedanken wie „Das schaffe ich nicht.“ ausreichen. Um in Balance zu sein, müssen Anspannung und Entspannung ausgeglichen sein. In schweren Zeiten ist es hilfreich tief durchzuatmen. Akzeptieren Sie, dass zum Leben auch das Scheitern gehört. Der Mensch lernt in keinem Moment mehr als in dem der scheinbaren Niederlage. Stärken werden nicht auf leichten Wegen erlangt. Wer ruhig bleibt und den Moment erfassen kann, zieht aus allem Negativen eine nützliche Lektion. Der Weg hinauf und der Weg hinunter ist der gleiche. Was Sie auf Ihm lernen entscheidet, welche Richtung Sie einschlagen.
Kultivieren Sie das „up and down“ in Ihrem Leben. Dauerhaft auf voller Leistung zu laufen, zerstört jeden Motor. Entscheidend ist ein ausgewogenes Verhältnis von Anspannung und Entspannung. Der Pendelschwung in die eine Richtung, bedeutet stets auch den Pendelschwung in die andere Richtung. Akzeptieren Sie dieses Phänomen auch in Ihrer Gefühlswelt. Wer dauerhafte Glückseligkeit erwartet, wird das Glück bald nicht mehr sehen. Wer alles haben kann, für den verliert alles an Wert. Würdigen Sie selbst dunkle Momente, denn diese lassen Sie das Licht erkennen. Kämpfen Sie gegen diese an, so geben Sie ihnen nur mehr Energie. Konzentrieren Sie sich besser auf den nächsten kleinen Schritt, welchen Sie in eine glücklichere Richtung gehen können.
2. Freuen Sie sich, wenn Ihr Autopilot in der Krise nicht funktioniert
Viele Menschen haben aktuell das Gefühl, als befindet sich Nichts mehr am rechten Fleck. Sie sehnen sich zurück zur „Normalität“. Das menschliche Gehirn ist stets bestrebt so wenig Aufwand wie möglich zu betreiben. Es nutzt Routinen, schließlich braucht der Körper Energie für „überlebensdienliche“ Aktivitäten. Ehe der Mensch es bemerkt, befindet er sich im Blindflug und automatische Verhaltensweisen übernehmen das Steuer. Wenn dieses bequeme Dahingleiten unterbrochen wird, beginnt der Mensch sich unwohl zu fühlen. Genau hier liegt ein gewaltiges Potenzial. Der Mensch wird wach und betritt Neuland. Ungewohnte Situationen bieten Chancen, alte Denkautobahnen zu verlassen und sich neu kennenzulernen. Seien Sie neugierig und erkunden Sie, welche Muster Ihnen nicht mehr dienen.
Wie möchten Sie auf Probleme reagieren? Wie möchten Sie sich unter Zeitdruck verhalten? Wie werden Sie Fehler betrachten? Welche Ihrer bevorzugten Ausreden haben Sie stets ausgebremst? Werden die Schwachstellen Ihres Autopiloten in einer Krise sichtbar, treten Sie auf die Bremse. Nehmen Sie sich die Zeit diese kennenzulernen und verpassen Sie ihnen ein Update. Viele Ihrer Muster haben Sie sich bereits in Kindheitstagen als Überlebensstrategien zugelegt. Was für ein Kind dienlich ist, verliert im Erwachsenenalter an Brisanz. Sie haben sich entwickelt, Ihr Umfeld hat sich verändert. Prüfen Sie regelmäßig, ob Ihre Programme noch zielführend sind. Sie werden überrascht sein, wieviel Flexibilität Sie erlangen, wenn Sie Ihre Bleischuhe erkennen und diese hinter sich lassen.
3. Erkennen Sie das Raubtier
Die aktuelle Zeit wird von vielen als besonders stressig empfunden. Stress wird ausgelöst, wenn der Mensch glaubt, einer Situation nicht gewachsen zu sein. Das Gehirn entscheidet blitzschnell auf Basis gespeicherter Eindrücke, ob die Herausforderung bewältigt werden kann. Heute sind es weniger Raubtiere, welche unser Leben bedrohen, als mehr mentale Herausforderungen, die wir meistern müssen. Ängste finden in den kreativsten Facetten Ihren Ausdruck und werden längst nicht mehr als solche erkannt. Der Irrglaube fand Einzug, dass Angst von Schwäche zeugt. Somit wird sie bevorzugt eingekleidet in Perfektionismus, Aggressivität, Intoleranz, Misstrauen oder Gier. Das Gefühl, welches durch die Angst hervorgerufen wird,
ist ein Torwächter, keine eine Bedrohung. Ohne den Torwächter zu kennen, lässt sich die Gefängnistür nicht öffnen. Die erlernten Überlebensstrategien der Kindheit beziehen sich auf Bereiche wie Liebesentzug, Versagens- oder Trennungsangst. Dieser Rucksack voll konditionierter Verhaltensweisen wird Tag ein Tag aus herumgetragen, ohne zu merken, dass man ihm längst entwachsen ist. Sie fühlen sich unwohl? Sehr gut, Ihr Inneres möchte Ihnen die Richtung weisen. Beugen Sie Selbstsabotage vor. Überspielen Sie Ihre Gefühle nicht. Schwierige Situationen sind oft deshalb schwierig, weil Sie diffus bleiben. Achten Sie darauf, welchen Schlüssel Ihnen Ihre Emotionen überreichen wollen.
4. Steigen Sie als Gegner aus
In Situationen, in welchen der Mensch gestresst ist, fühlt er instinktiv das Streben nach „Kampf oder Flucht“. Beide Verhaltensweisen haben in vergangenen Zeiten das Überleben gesichert, fördern heute jedoch kaum tragfähige Lösungen zu Tage. Nimmt der Mensch etwas als Bedrohung wahr, sieht er es automatisch als Feind und sich als Opfer. Die meisten Menschen werden bei Ihrem Gegenüber jedoch hauptsächlich mit Ihren eigenen Ängsten und Zwängen konfrontiert. Verlassen Sie dieses Spielfeld. Fragen Sie sich, ob es Ihnen um die Schlacht geht oder darum zu lernen und Lösungen zu entwickeln. Selbst wer eine Schlacht gewinnt, wird sich nur so lange in Sicherheit wiegen, wie er dominiert. Kämpfen Sie nicht engstirnig gegen die Umstände, sondern öffnen Sie Ihren Blick für neue Möglichkeiten. Die Besinnung auf Erkundung wird Sie klar und wachsam werden lassen. Dies wird Sie verbal und nonverbal positive Signale senden lassen, welche Missverständnissen und Eskalation den Nährboden entziehen.
Sie werden nicht länger darauf fixiert sein Pfeile abzuschießen und herannahenden Argumenten auszuweichen. Im Erkundungsmodus werden Sie automatisch entspannen und sich von der Neugier tragen lassen. Ergründen Sie die Motive Ihres Gegenübers und erkennen Sie, was dieser von sich Preis gibt. Jeder Mensch hat persönlich einen guten Grund so zu reagieren, wie er reagiert. Gegenteilige Ansichten sind keine Bedrohung. Sie zeigen uns andere Perspektiven auf. Die eine Wahrheit gibt es nicht, lediglich viele Betrachtungsweisen. Die letzten Monate haben viele Menschen in Alarmbereitschaft versetzt, wodurch Beziehungen stark belastet wurden. Wer sich nicht verhärtet und wirklich verstehen möchte, was ihn selbst oder seine Mitmenschen zu teils emotionalen Überreaktionen verleitet, kann mit gestärkten Beziehungen die Krise überwinden.
5. Finden Sie Ihren Takt
Kommt Ihnen das Gefühl von ständiger Hektik und Unruhe bekannt vor? Falls ja, sind Sie damit nicht allein. 67 Prozent der Deutschen kennen diese Empfindung als größten Auslöser von Stress. Paradoxer Weise hat der Mensch heute mehr Zeit denn je. Arbeitszeiten sind gesunken, Haushaltsgeräte beschleunigen die Hausarbeit, Wege können durch online Einkäufe eingespart werden und die Lebenserwartung ist deutlich gestiegen. Worin liegt also die Ursache der penetranten Zeitnot? Laut Dr. Ilona Boniwell, weltweit führende Expertin für positive Psychologie, verschwenden viele Menschen ein Drittel Ihrer freien Zeit vor dem Fernseher, Computer oder Smartphone. Diese Personen verbringen deutlich weniger Zeit mit Dingen, die sie als freudvoll erleben. Die elektronische Unterhaltung verkürzt somit unsere qualitative Lebenszeit. Der Mensch lässt sich passiv berieseln und begibt sich in eine Zone ohne bereichernde Erinnerungen. Wenn der Mensch dann über seine Zeit verfügen muss, quetscht er alles in viel zu kleine Zeitfenster. Tragisch wird es, wenn zusätzlich von außen ein zu schneller Takt aufgezwungen wird. In diesem Zustand sind Sie unproduktiv.
Blinder Aktionismus vernebelt Ihren Geist und zerstreut Ihre Kräfte. Ein verbissener Sprint raubt jedem Moment die Leichtigkeit und die Freude am Weg. Er verleitet uns dazu, an Chancen vorbei zu hasten und lässt uns für die Freuden des Augenblicks erblinden. Von Hektik getrieben erhöht der Mensch das Risiko, nur noch schneller in die falsche Richtung zu laufen. Machen Sie sich bewusst, wo Sie Ihre Zeit ungenutzt verstreichen lassen und leben Sie so oft es geht Ihren eigenen Takt. In diesem sind Sie fokussiert und können Ihre Energie zielführend einsetzen. Zeit ist eine Frage von Priorität. Wer glaubt keine Zeit zu haben, ist sich seiner Prioritäten nicht bewusst. Tun wir das eine, vernachlässigen wir das andere. Jeder Mensch hat die gleiche Zeit am Tag zur Verfügung, jedoch gibt jeder Mensch seiner Zeit einen anderen Wert. Üben Sie sich in Geduld. Eine Pflanze wächst nicht schneller, wenn Sie an ihr ziehen. Erschaffen Sie mit sinnvollen Aktivitäten Tag für Tag solide Wachstumsbedingungen und lassen Sie Ihre kostbare Lebenszeit nicht ungenutzt verstreichen.